Vierter Hof


Da sind wir nun auf dem vierten Hof, dem Privathof des Sultans angekommen. Und das ist, wie man es von einem mächtigen und steinreichen Herrscher erwarten kann, der schönste. Luftig gelegen auf der Landspitze Sarayburnu zwischen Goldenem Horn und Marmarameer, ohne große Gebäude, sozusagen die aus einzelnen Pavillons bestehende Sommerresidenz der Sultane. Beeindruckt machen wir einen Rundgang: Eine Terrasse erweckt unsere Aufmerksamkeit, wie oft die Sultane sich hier wohl unter einem goldenen Baldachin (Das Dach ist wirklich aus Gold!) entspannten und den Blick zum Bosporus und zum Goldenen Horn schweifen ließen? Oder ihr Blick blieb eher wohlgefällig und ein wenig nostalgisch auf dem Bagdad-Pavillon hängen, erbaut im Jahr 1638 nach der Eroberung Bagdads durch Murat IV.? Oder er fiel auf den Mecidiye, den Großen Pavillon, als letzte große Ergänzung in geradezu moderner Eleganz erbaut im Jahr 1840 unter Mehmet II. auf der anderen Seite der Terrasse? Ein Bediensteter reißt uns aus unseren Gedanken, der Sultan erwartet uns im Sommer-Pavillon. Keine Widerrede, und so folgen wir entlang von Rosenbeeten und Wasserspielen zu einer anderen Ecke des Hofes mit einem luftigen, blaugefliesten Pavillon, errichtet im Jahr 1640 unter Sultan Ibrahim. Auch Beschneidungs-Pavillon genannt, da hier Generationen von Prinzen in feierlicher Zeremonie beschnitten wurden. Derzeit mangelt es aber gerade an Thronfolgern, so dass dieser wunderschöne Pavillon wohl hauptsächlich für andere Lustbarkeiten genutzt wird, oder eben für Verhandlungen, so wie gerade jetzt. Also hinein in das Gebäude, hin zu einem zur Außenmauer hin geöffneten Raum mit an drei Seiten angeordneten Sitzgelegenheiten. Tiefe Verbeugung vor dem schon anwesenden, eine Wasserpfeife rauchenden Sultan, umringt von seinen Wesiren. Diener eilen herbei und gießen Tee in silberne Schalen ein, bloß jetzt nicht vor dem Herrscher anfangen zu trinken! Zum Ende der Verhandlungen ist es draußen dunkel geworden, Zufriedenheit spiegelt sich im Gesicht des Sultans und er lädt uns ein, ein gemeinsames Abendessen im Harem einzunehmen. Und das für uns "Ungläubige"! Aber dazu später.....